Kurz-Interview mit Hans Leutwyler
Wieso malen Sie?
HL. Ich habe Freude am Zeichnen, am Gestalten, am Umgang und dem Spiel mit den Farben – und das schon seit meiner Kindheit. Das Malen bedeutet für mich Entspannung, Abschalten vom beruflichen Alltags-Stress, Eintauchen in eine Welt, die mich beflügelt, mir neue Lebensfreude und innere Befriedigung bringt. Ich kann Gefühle und Stimmungen ohne Worte zum Ausdruck bringen und ausleben. In dieser Weise kreativ und innovativ sein bedeutet für mich aber auch eine ständige Herausforderung, denn ich möchte nicht stehen bleiben, sondern mich weiter entwickeln und mein angeborenes Talent verbessern und optimieren. Dahinter steht immer ein Ringen mit sich selbst und Momente des Zweifels gehören dazu. Erfolgserlebnisse können beflügeln. Als ich die Kurse bei Anderzej Kowalski in Basel wieder aufnahm, zeigte er sichtlich Freude und bestätigte mir eine positive Entwicklung. Das macht Mut, denn es ist nicht immer einfach, Familie, Beruf, Geschäft und „Hobby“ unter einen Hut zu bringen. Trotzdem – oder gerade deswegen – ist die Malerei ein wichtiger Bestandteil meines Lebens geworden und die Begeisterung dafür ungebrochen.
Gibt es auch konkrete Aufträge – oder ist das Malen reines Hobby?
HL. Natürlich kommt mir meine Aus- und Weiterbildung auch in meinem Beruf zugute. Ich denke dabei konkret an die künstlerische Freiheit, die gerade beim Gestalten in der Confiserie gegeben ist, wenn ich auch hier nicht mit Farbe und Pinsel arbeite, sondern mit Spritzsack, Schokolade, Zucker und anderen genussreichen Dingen. Hier fliessen Kunst und Handwerk oft nahtlos ineinander. Auf das Malen bezogen beliefere ich seit 3 Jahren einen ausgewählten Kreis mit Weihnachtskarten – Drucke meiner gemalten Werke – wobei jeweils eine Auflagenhöhe von 500 Stück erreicht wird. Dann wurde ich schon beauftragt, Innenräume mit auf die Wand gemalten Sujets auszugestalten, z.B. in Küngoldingen, Bäckerei-Verkaufsladen in Schötz/LU.
Zudem gab es einzelne Bildaufträge mit konkreten Vorgaben, z.B. Ausgestaltung einer ganzen Wohnung in Uerkheim mit 6 Werken, Bild nach Kundenwunsch für eine Familie im Mühlethal.
Was bringt’s? Gibt es Ziele oder Träume?
Viele Kosten und Platzprobleme – aber doch auch ab und zu glückliche Gesichter. Manchmal fragte ich mich schon, ob es eigentlich Sinn mache, über längere Strecken Woche für Woche den Weg nach Basel unter die Füsse zu nehmen, nur um weniger als 2 Stunden an der Schule malen zu können? Doch das unbeschreibliche Glücksgefühl auf der Heimfahrt konnte immer wieder alle Zweifel zerstreuen. Das ist gewissermassen der Lohn für all die Mühe. Für mich persönlich – wie bereits erwähnt – ist es weit mehr als Hobby. Es ist Bestandteil meines Lebens!
Ich hatte 3 Jahre im Talpi in Zofingen (2003 – 2006) ein Atelier und damit ein wunderbares Reduit, in das ich eintauchen und mich vergessen konnte. Die Auflösung des Ateliers im Talpi kam einem „Tiefpunkt“ gleich. Damals verbrannte ich sogar 50 Kilogramm Zeichnungen und sah eigentlich keinen weiteren Weg mehr für mein künstlerisches Schaffen. Doch die Leidenschaft zum Malen kehrte zurück. So wagte ich 2008 einen neuen Versuch mit einem Mal-Atelier in Sursee, aber es blieb zu viel Zeit auf dem Weg liegen und die Distanz dämpfte die Freude. Daher träume ich wieder von einem Atelier in Zofingen, das arbeits- und kostenmässig zu mir passt. Natürlich bleibt da immer noch der andere grosse Traum, eine Galerie – und damit eine Art Bühne – für meine Arbeit zu interessieren. Träumen darf man immer!
Das Kurz-Interview mit Hans Leutwyler wurde 2010 durchgeführt.